Fünf Jahre kämpfte ich mit meiner Overlock, einer Singer 14SH654, die es damals günstig beim Aldi gab. Sie wollte einfach keinen brauchbaren Stich zaubern. Mit viel Rumprobieren kam so etwas ähnliches wie ein Overlock-Stich zustande, aber keiner so schön wie die Overlock-Nähte in meiner Nähschule. Hätte ich diese Maschine nicht geschenkt bekommen, ich hätte sie längst auf den Müll geworfen und sie gegen eine wesentlich teurere eingetauscht, wie viele andere aus der Nähschule.
Durch einen blöden Zufall habe ich herausgefunden, warum diese Maschine keine schönen Stiche produzierte.
Nachdem die Maschine wieder einmal längere Zeit rumstand, kam ich auf den Gedanken, dass man eine Overlock vielleicht auch mal ölen müsste. Ich begab mich auf die Suche meiner Bedienungsanleitung, fand aber nur die mitgelieferte DVD. Da ich keine Lust mehr auf Suchen hatte, sah ich mir die DVD an und dort wurde erwähnt, dass das Messer standardmäßig auf Rollsaum eingestellt sei!
Halleluja! Schnell stellte ich das Messer anders ein und änderte zusätzlich die Stichlänge und siehe da, es kamen ganz normale Stiche raus!
Hier der Vorher-Nachher-Vergleich (oben nachher):
Nachdem ich die Bedienungsanleitung wiedergefunden hatte, vergewisserte ich mich, dass darin von dieser Voreinstellung nichts stand. So war es auch!
Sicherlich liegt es daran, dass diese Billig-Nähmaschinen häufig nicht die richtige oder eine abgespeckte Bedienungsanleitung enthalten. So traf ich gestern im Nähkurs ein Mädel, dass sich eine günstige Singer-Nähmaschine bei einem Discounter gekauft hatte. Dieser Nähmaschine lag sogar gar keine deutsche Anleitung bei.
Meine Anleitung war wesentlich dünner, als die auf der DVD gezeigte (hier meine Anleitung als PDF auf der Homepage von Singer; selbst bei der Einstellung „Rollsaum“ wird nicht auf die Einstellung des Messers eingegangen!).
Aber selbst die Erklärung in der DVD war nicht ganz richtig. Darin wurde ein Rad beschrieben, dass man mit einem Inbusschlüssel einstellen sollte. An meiner Maschine ist ein Rad, das man einfach drehen kann.
Hier das Rad, dass ich gedreht hatte (s. Pfeil). Wenn man das Rad dreht, sieht man, wie sich das Messer nach rechts oder links bewegt:
Meine Vermutung ist, dass diese Voreinstellung so vorgenommen wird, damit das Gehäuse geschützt ist, denn wenn man das Messer weiter nach rechts bewegt, dann verschiebt sich die geschlossene Klappe vor dem Nähwerk nach rechts und ragt rüber. Gleichzeitig entsteht unter dem Rad eine kleine Lücke:
Und da ich schon einmal dabei bin, beschreibe ich Euch noch meine weiteren zwei (Anfänger-)Fehler, die ich gemacht habe.
Bei Faden Nr. 2 (gelb) muss genau auf die Beschreibung geachtet werden. An dem Greifer ist hinten links, fast unter der Stichplatte, ein kleiner Widerhaken. Hier muss der Faden von hinten eingehakt werden.
Leider ist da noch ein zweites Teil kurz davor (was nicht auf der schematischen Zeichnung abgebildet wird!), in das sich der Faden beim Einfädeln gerne verfängt (s. roter Pfeil). Das sollte verhindert werden.
Und dann ist unbedingt darauf zu achten, dass die Nadel in der höchsten Position steht und dabei der Greifer bei Punkt drei (ich habe ihn rot eingemalt) so steht, dass der Faden darüber gelegt werden kann.
Das waren meine Fehler. Wenn man die Maschine beherrscht, kann man mit ihr durchaus gute Ergebnisse erzielen und braucht keine Tausend-Euro-Maschine!
Hier hat Carmen mal den ganzen Einfädelvorgang der Singer 14SH754 (das ist das Nachfolgemodell, aber die wird ganz genauso eingefädelt) gefilmt:
Edit: Dieser Artikel ist einer der meist geklicktesten auf meinem Blog. Ich freue mich sehr, wenn ich damit Leuten helfen kann (dafür war er ja auch gedacht 😉 ). Da ich aber kein Mechaniker bin, kann ich bei technischen Problemen nicht weiterhelfen. Bisher habe ich versucht bei Anwendungsfehlern weiter zu helfen. Da ich dafür oft nicht mal ein Danke bekam, bitte ich um Verständnis, dass ich keine Fragen mehr zu dieser Maschine beantworte.
Bitte wendet euch bei Fragen und technischen Problemen an einen Mechaniker eures Vertrauens. Manchmal können auch Leute mit sehr viel Näherfahrung helfen z. B. Nählehrer/innen oder Freunde aus eurem Umkreis, die bereits umfangreiche Erfahrung mit einer Overlock haben. Dabei ist das Modell egal, da die Grundprinzipien bei den meisten Maschinen sehr ähnlich sind. Manchmal hilft ein kurzer Blick vor Ort mehr, als ich das aus der Ferne beurteilen könnte.
Die Quellennennungen können als Werbung gedeutet werden, sind aber unbezahlt und ohne Beziehungen zur Quelle. Demnach kann der Artikel im redaktionellen Sinne völlig frei gestaltet und sowohl positive als auch negative Äußerungen über das Produkt beinhalten (mehr dazu siehe hier).
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